Fragen ans Team
Am Anfang stand die Bachelorarbeit (zum Abschluss ihrer Ausbildung an der Accademia Dimitri 2024) von Amelie Lisa, die sie zusammen mit Salomé Fischer und Simon Huggler gestaltete. Das dabei entstandene Kurzstück „Fare come mi pare“, das u.a. auch an der letzten momoll-GV gezeigt wurde, fand so viel Anklang, dass sich das Trio entschloss, es zu einer abendfüllenden Produktion weiterzuentwickeln. Unterstützung erhalten sie dabei von Regisseurin Christine Faissler, die schon einmal beim momoll theater inszeniert hat („beziehungsweise“ 2009).
Claudia Rüegsegger hat den Mitglieder der Cie. momoll! ein paar Fragen gestellt.
Amelie Lisa
Was tust du, wenn du keine „Tellerrand“-Proben hast?
Parallel probe ich mit zapzarap für «Cyrano». Viel Text-arbeit, viel singen. In den freien Stunden gehe ich an Konzerte oder ins Theater (nächste Woche gleich 6 Mal), besuche Gesangsunterricht, bringe mir Akkordeon bei, esse, stricke und schlafe.
Was bedeutet der Titel eures Stückes?
Befehlsform, aber höflich 😉 Über den Tellerrand schauen heisst Weitblick, Offenheit, selbständiges Denken, das Verlassen gewohnter Denkmuster und Konventionen, kritische Auseinandersetzung mit der Welt. Bitte nicht über den Tellerrand stolpern heisst also «Schau nicht zu genau hin. Vermeide das Unangenehme. Bleibe in deiner Komfortzone. Halte dich an das, was du kennst.» Gehst du über den Tellerrand hinaus könntest du stolpern, scheitern, möglicherweise hinfallen.
Welche Grenzen würdest du gerne abschaffen?
Die Einteilung was als männlich, was als weiblich gilt. Finde das ein bisschen unnötig.
Wie sieht ein typischer Probetag aus?
Gut strukturiert! 30 Minuten Individuelles Ankommen und Training, 20 Minuten gemeinsames Training/ Technik/ Ausprobieren. Danach siehe Probeplan (momentan Impros und viel reden). Mittag 13:00 – 14:00.
Salomé Fischer
Was ist das Besondere an dieser Produktion?
Amelie, Simon und ich arbeiten nun schon seit eineinhalb Jahren zusammen und lernen uns dabei immer besser kennen. Wir alle haben die Accademia Dimitri gemacht und profitieren sehr von der gemeinsamen Sprache, die wir an der Schule gelernt haben.
Ich schätze diese Zusammenarbeit sehr, weil wir gemeinsam immer mehr herausfinden, auf welche Weise wir gerne zusammenarbeiten, wie wir ein gutes Miteinander finden und einen Raum schaffen können, in dem wir uns wohlfühlen. Das ist auch immer wieder herausfordernd, weil manchmal unterschiedliche Bedürfnisse und Vorstellungen aufeinandertreffen. Doch gerade das macht es spannend, gemeinsam eine passende Arbeitsweise zu finden. Ich finde, das ist uns bereits sehr gut gelungen, und ich freue mich sehr auf alle Entdeckungen, die wir weiterhin in unserer gemeinsamen Arbeit machen werden.
Was interessiert dich an dieser Produktion?
Mir gefallen die Themen sehr, die rund um den Tisch entstehen. Jede:r kennt diese alltäglichen Tischmomente, die wir erleben. Am Tisch geschieht so vieles: Es wird diskutiert, gegessen, gespielt, verhandelt, Themen auf den Tisch gebracht, vielleicht auch unter den Tisch gekehrt. Es bereitet mir viel Freude, während der Proben in den zahlreichen Improvisationen diesen Momenten und Bedeutungen auf den Grund zu gehen und diese in ein Stück einfliessen zu lassen.
Simon Huggler
Was tust du, wenn du keine „Tellerrand“-Proben hast?
Mit der Schweizer Kompanie Mummenschanz proben und spielen, an einer Espresso-Bar kunstvolle Cappuccinos giessen, Planen planen planen, die Herbstluft erschnuppern.
Was interessiert dich an dieser Produktion?
Von einer universalen Tischsituation ausgehend eine tiefere, existenziellere Ebene des Menschsein erkunden.
Was gefällt dir besonders an dieser Arbeit?
Wir haben Zeit und Raum, um unseren Ideen/Neugierden nachzugehen und zusammen einen Pfad zu unseren gemeinsamen Interessen zu entdecken.
Was möchtest du bis zur Premiere unbedingt noch ausprobieren?
Einen gemeinsamen epischen Akrobatik-Drama Moment mit sentimentaler Musik.
Wie sieht ein typischer Probetag aus?
Wir wärmen uns auf, improvisieren verschiedene Skizzen von Szenen, Besprechung, Mittagessen, Powernap & Kaffee, das lose Szenenmaterial in einen Kontext eines Stückes packen.
Christine Faissler
Was interessiert dich an dieser Produktion?
Die Alltagssituation – mit anderen Menschen an einem Tisch zu sitzen – unter die Lupe zu nehmen, dramatische Momente herauszuschälen, und dafür Bilder zu suchen die die Zuschauenden betreffen, berühren und amüsieren können. Es wäre schön, wenn das Publikum bei den Aufführungen gemeinsam mit den Performer:innen über den Tellerrand stolpert.
Was gefällt dir besonders an dieser Arbeit?
Die drei Spielenden sind sehr motiviert und talentiert und bringen sich mit ihren Ideen und Fähigkeiten immer wieder neu in den Probenprozess ein. Das ist für mich als Regie sehr bereichernd und gibt mir Energie für die Probenarbeit.
Was möchtest du bis zur Premiere unbedingt noch ausprobieren?
Ich würde gerne zusammen mit den Performer:innen den Tisch zum Schweben bringen und die auf der Bühne etablierte Ordnung neu erfinden.
Inwiefern schaust du bei dieser Produktion persönlich über den Tellerrand?
Ein Stück zu entwickeln, welches fast ohne gesprochene Sprache funktioniert, ist für mich neu, auch wenn ich auch sonst gerne mit Bewegung arbeite. Bei dieser Produktion ist das Setting für mich noch radikaler als gewohnt.
